Einfach nur nervig,

oder

Feiern ohne zu reden ?



Das Handy lässt uns verblöden !!


Es ist nicht morgen, ich habe schon gefrühstückt und höre keine „Hits von heute“. Eigentlich alles in Ordnung. Ich bin zu einer Brunchparty eingeladen und gehe da auch hin, obwohl ich es später bereut habe.

Mein Handy habe ich nicht mitgenommen, ich will was essen, mich unterhalten und nicht genervt werden. Acht Leute saßen schon am Tisch und starrten auf ihr iPhone. Jedes dieser Geräte gab nach und nach fürchterliche Geräusche von sich. Der Eigentümer nahm es auf und und strahlte seinen Nebenmann an mit den Worten:“ Ey guck mal auf mein Handy, hast du so was schon mal gesehen?“ Keine Ahnung, was da für ein Mist zusehen war, jedenfalls waren beide begeistert. Eigentlich wollte ich die schon anwesenden mit Handschlag begrüßen, aber dazu kam es nicht, da die Anwesenden neue Nachrichten erhielten. Gut, dann suche ich mal den Gastgeber und frage, wann die Bruncherei losgeht. Der stand in der Ecke und tippte auf seinem Handy rum und nahm mich nur kurz zur Kenntnis. Gut, dann mache ich mich auf die Suche nach dem Essen. Zwischenzeitlich kamen drei weitere Personen mit Handy in der Hand in den Raum des Schweigens. Mann und Frau zeigten sich die neuesten Videos auf den nervigen Geräten und lachten sich halb kaputt. Wo bin ich hier reingeraten und wo bleibt das Essen?

Endlich sehe ich den Gastgeber, nicht in sein iPhone sabbelnd und begrüße ihn aufs herzlichste. Er war total aufgeregt, weil sein Catering-Service mit dem Brunch nicht auftaucht. Er hat denen schon mehrfach gepostet. Ich fragte ihn, warum er da nicht einfach anruft? „Anrufen bringt nichts, die gehen nicht ans Gerät!“ War sein kurzer Kommentar. Von der anderen Ecke höre ich schon wieder.“Guck mal auf mein Handy, haste bestimmt noch nicht gesehen!“

Der Catering-Service kommt, der arme Kerl muss alles allein reinschleppen, und dabei noch sein Handy in der Hand halten. Das Essen kam fast eine Stunde zu spät, war keinem aufgefallen, weil neue Posts auf den dämlichen Geräten der anwesenden eingetroffen waren. Mann und Frau tippten wieder wie irre zurück.

Bin ich her eigentlich unter Menschen oder Verrückten?

Das Buffet war eröffnet und ich war der Erste. Der Rest bewegte sich in meine Richtung und bat mich nichts vom Essen zu nehmen, da noch Fotos vom Essen mit dem Handy gemacht werden mussten und das nur, um nicht anwesenden den Mund wässrig zu machen.

Bin ich eigentlich nur von Bekloppten umgeben?

Eine Veganerin neben mir regte sich fürchterlich auf, da ihrer Ansicht nach nichts nichts brauchbares zu Essen auf dem Tisch stehen würde, was sie sofort einem Leidensgenossen posten musste. Natürlich mit Foto.

Also doch, die Verrückten sind auch noch bekloppt.

Beim Essen tippt mein Nebenmann auf seinem Teufelsgerät herum und zeigt seinem Nachbarn das neueste Video. Was er aber nicht bemerkt, dass ich ihm den gesamten Inhalt eines Pfefferstreuers auf den Teller schütte. Er drohte doch tatsächlich zu ersticken. Der Tag wird doch noch lustig. Nachdem ein er einen halben Liter Wasser getrunken hatte, trat das Leben zurück in seinen Körper. Das Handy fest in der Hand haltend, machte er Fotos von seinem Essen und wollte den Caterin-Service verklagen.

Die veganische Dame hatte vorsichtshalber ihr Essen selbst mitgebracht und ließ es kurzfristig beim Posten aus den Augen. Nachdem ich ein paar Fleischstückchen in ihr Essen geschmuggelt hatte, wartete ich auf das Ergebnis. Siehe da, sie spuckt des angekaute Zeug ins Gesicht ihres Gegenüber, eine gerade bei Facebook schreibende Grazie, die schrill aufschrie und dabei ihren Teller vom Tisch stieß. Dabei warf sie auch noch das Weinglas ihres Nebenmannes auf sein iPhone.

Wie gesagt, die Feier fing an, mir immer mehr zu gefallen. Ich wäre ja auch noch länger geblieben, wenn der Gastgeber nicht die „Hits von Heute“ mit der Bundesligaschau auf NDR 2 eingeschaltet hätte. Ein Teil der männl. Artgenossen verglichen die Fußballergebnisse mit den angegebenen Ergebnis in ihrer Fußball-App. Die Frauen tickerten sich Babyfotos und anderen Mist zu. F r a u e n- d i e- n e b e n e i n a n d e r s a s s e n !!!!! Mich nahm man nicht mehr zur Kenntnis. Bis ich auf die Idee kam, meinem Nebenmann zu fragen, ob er die Dienste eines Berufskillers benötigt. Probleme mit der Ehefrau, mit dem Nachbarn, Ärger in der Firma und so weiter. Ich bat ihn doch in seiner Whats App Gruppe mal nachzufragen. Über den Preis ließe sich dann schon reden. Er sah mich total entgeistert an und fragte mich, ob ich noch ganz bei Trost wäre. Die Vegane hatte das Gespräch mitgehört und regte sich fürchterlich über mich auf. Ich versuchte sie zu beruhigen, da ja nicht i c h der Berufskiller wäre, sondern ich einen solchen günstig besorgen könnte. Jetzt legten auch die anderen ihr Handy beiseite und eine rege Diskussion unter den Gästen begann. Wie ich so nach und nach heraushören konnte, schnitt ich bei der Debatte nicht gerade gut ab, zumal sich ein Mitstreiter über eine Anwalts- App schon erkundigt hatte, ob so etwas überhaupt angeboten werden darf in diesem Staate. Natürlich nicht und darüber versuchte man mich eines Besseren zu belehren, zumal ich als Staatsbediensteter das eigentlich wissen müsste. Ich zeigte allen einen Stinkefinger, freute mich darüber, dass ich es geschafft hatte, dass die Tickerei für längere Zeit unterbunden wurde und verließ den Raum.

Von der nächsten Feier wurde ich drei Tage später ausgeladen. Ebenso fragten mich einige in unserem Dorf nach den Preisen eines Berufskillers.

Euer Uli der gern herumstänkert