Tradition

oder

darf ich das überhaupt ? ?



Oder, ist jetzt etwa alles verboten ?


Wie immer, morgens um fünf höre ich Nachrichten im Radio und lese dabei unsere Heimatzeitung. Letztens war es Angst die sich bei mir ausbreitete, weil die Weltpolitik uns zu vernichten drohte. Dieses Mal lese ich, dass unsere Traditionen in Gefahr sind. (Tradition; etwas, das seit vielen Generationen überliefert ist und als kultureller Wert gilt.) Hierzu gibt es natürlich Ausnahmen.

Wie auch sonst in diesem Lande.

Ich weiß nicht, wer darüber entscheidet, was hier Ausnahmen sind oder nicht. Unsere kurzlebigen Politiker auf jeden Fall nicht. Mit kurzlebig meinte ich die Amtszeit. Könnte ja mal wieder falsch aufgefasst werden. Unsere Bundesministerin für Kriegsangelegenheiten möchte gern, dass unserer Bundeswehrkasernen nicht mehr mit Namen von Wehrmachtstrategen benannt werden. Die meisten Kasernen wurden abgeschafft und eine großer Teil wurde schon mit anderen Begriffen benannt. Ist mir persönlich auch absolut egal, ob eine Kaserne nun umbenannt wird in Helene Fischer- oder in Rex Gildo Kaserne und statt Waffenkunde, Backen-Braten ohne Fett oder veganes Kochen geübt wird. Was sollen denn andere Staaten von uns denken, wenn eine Kaserne nach alter Tradition den Namen eines Wehrmachts-oder Reichswehr Offiziers trägt. In anderen Ländern ist das zwar auch so, aber wir sind ja in Deutschland und hier darf das n i c h t sein. Ich würde vorschlagen, dass es auch nicht mehr Kaserne heißt, sondern „Ort der Begegnung“. Uniform wird in „War Workwear“ umbenannt. Antreten heißt dann „Be found“ (Sich finden). Auf dem Dienstplan steht dann morgens: Be found am Ort der Begegnungsstätte Kramp-Karrenbauer, in War workwear zum veganen Kochen. Wer Lust hat, kann gleich darauf im Gelände zum Töpfern gehen. Helene Fischer kommt auch. Zumindest vom Tonträger.

T r a d i t i o n !!!!! Mein Urgroßonkel (mütterlicherseits) , Generalfeldmarschall August von Mackensen würde sich im Grabe umdrehen.

Das ist aber nur ein Beispiel, von vielen. Leider werden wir tagtäglich mit diesen Traditionsbrüchen konfrontiert. Viele legen natürlich auch gar keinen Wert darauf und leben mit ihrem Iphone und den sozialen Netzwerken in den Tag hinein. Sehen abends vielleicht im Fernsehen noch „Bauer sucht Kuh“ oder „Ich bin blöd, das könntet ihr auch sein“. Ich bin neulich, wirklich nur aus Versehen auf so einen Sender geraten und eine dicke, gepiercte zwanzigjährige mit lila Haaren die auf den Namen Madeline hörte stöhnte darüber, dass sie als alleinerziehende Mutter von drei Kindern keine Unterstützung von den ihr wohl unbekannten Vätern bekam.

Vielleicht hat das ja später mal Tradition und ein „Ort der Begegnung“ heißt dann „Madelines Ort der Begegnung“. Weiß man das ? Könnte der Name der Justizvollzugsanstalt sein, in der ihre drei Kinder sitzen, die schwere Probleme in der Kindheit hatten.

Tradition heißt: Am Himmelfahrtstag mit dem Bollerwagen umherziehen und sich richtig einen gönnen. Pfingsten des Nachts die Damenwelt aufsuchen und bei den „Lieben“ einen Birkenzweig hinterlegen und bei den „Bösen“ einen Eimer mit blauer Farbe gegen die Haustür ballern. Tradition ist das „Schützenfest“ in Badenhausen. Das Hindenburgfest am Grillplatz. Der Tag der offenen Tür der Freiwilligen Feuerwehr. Die Lindenstraße, ach nee, das ist ja wieder Kult. Wie Billy von IKEA. Und, und, und. Die Hits von Heute gehören nicht dazu, aber Weihnachtslieder hören, das gehört dazu. Zum Muttertag in der Nacht davor Flieder klauen und Muttern schenken. Tradition ist es auch, dass man ab einem gewissen Alter seine Meinung frei sagen darf, man gehört dann teilweise zur Honoration und wird von den Dorfmitglieder nicht so ganz ernst genommen, aber man kann schöne Geschichten erzählen. Traditionsgeschichten eben. Ich selber habe traditionsgemäß bei unserem Schützenfest die Schützenkette, bei uns heißt das der „Löwe“ stolz getragen. Wie gesagt, wir leben im Herzogtum Braunschweig, daher der „Löwe“. Und auf einem der traditionellen Schilde war ein Name aus den 30iger Jahren eingraviert. Neben dem Namen befand sich ein Hakenkreuz aus dieser unrühmlichen Zeit. Man sprach mich darauf an und fragte mich, ob mir das nicht peinlich wäre, ein „Hakenkreuz“ zur Schau zu tragen, zumal das wohl auch strafbar sein könnte. Ich klärte den Unwissenden rechtlich auf, dass das alles seine Richtigkeit habe und er ging kopfschüttelnd davon. Auch das gehört zur Tradition. Das Tragen des Schildes mit dem Namen des Schützen, nicht das Hakenkreuz. Das gehört aber nun mal dazu. Auf meinem Schild steht „Polizeibeamter“. Vielleicht werde ich von den sog. „Reichsbürgern“ wegen Amtsanmaßung angezeigt. Sich gegenseitig anzeigen gehört ja heute auch schon zur „Tradition“. Oder zu Gartenpartys veganes Essen mitbringen. Oder meine Wühlmaus im Garten steht unter traditionellem Artenschutz.


Euer Uli, der aus Tradition hier schreibt.